Placebo Compliance in der Finanzindustrie
In einem früheren Beitrag sind wir bereits auf das risikobasierte Vorgehen eingegangen. Nicht nur die Risiken, sondern auch die Massnahmen müssen korrekt beurteilt werden. In der empirischen Sozialforschung wurde untersucht, wie sich bei solchen Beurteilungen Fehler einschleichen.
Soziale Wertschätzungen, Normen oder Konformitätsdruck tragen zu Fehleinschätzungen bei. Die getroffenen Massnahmen müssen also kritisch hinterfragt werden, ob sie das Risiko effektiv minimieren, oder lediglich aufgrund des psychosozialen Kontexts bei den Compliance-Verantwortlichen einen Placebo-Effekt auslösen, d.h. positive Veränderungen des subjektiven Befindens.
Selektionsprozess
Aufgrund einer Untersucheng spricht Friedrichs (1990) von einem dreifachen Selektionsprozess: Erstens die Stichprobenselektion, bei der unerwünschte Objekte von der Selektion ausgenommen werden; zweitens die Wahrnehmungsselektion, bei der nur gewünschte Aspekte wahrgenommen werden; drittens die Erinnerungsselektion, bei der man sich nur an erwünschte Teile erinnert.
Wunschdenken
Wie Diekmann (2007) sagt: „Der Wunsch ist nicht nur der Vater des Gedankens; er steuert auch die Aufmerksamkeit und filtert die Beobachtungen."
Referenzen
Empirische Sozialforschung: Grundlagen, Methoden, Anwendungen Taschenbuch – 1. August 2007
von Andreas Diekmann
Methoden empirischer Sozialforschung
Jürgen Friedrichs, 1938-
Opladen : Westdeutscher Verlag 1990